Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
Sie wollen nach dem Mord von
Susanna die Integration mehr ernst nehmen, sagten Sie gestern bei Anne
Will. Erstens, Sie hätten die Integration mehr ernst nehmen müssen als
Sie vor vielen Jahren Multikulti für gescheitert erklärt haben. Denn
wenn ein Projekt scheitert braucht man ein neues Projekt oder zumindest
ein neues Konzept. Beides haben Sie nach 12 Jahre Regierung nicht
zustande gebracht.
Zweitens, hat der Mord von Susanna nichts mit
mangelnder Integration zu tun, denn der Täter hätte von Anfang an keinen
Anspruch gehabt, Deutschland zu betreten, und hätte nach der Ablehnung
seines Antrags das Land verlassen müssen. Das gilt auch für den Fall
Anis Amri und für viele der Täter der Silvesternacht in Köln und viele
andere frühere und zukünftige Täter, die immer noch unter uns leben.
Es ist Zeit, dass Sie handeln, Frau Merkel. Floskel, wie "Wir schaffen
das" oder "Wir müssen genauer hinschauen" reichen nicht mehr aus. Die
Grenzöffnung war Ihre Entscheidung, die Sie weder mit dem Parlament noch
mit den Bürgern dieses Landes noch mit den europäischen Partnern
ausgehandelt haben. Man kann verstehen, dass Sie damals unter Zeitdruck
standen oder emotional ergriffen waren von den Bildern aus Ungarn. Aber
Sie wurden nicht gewählt, um das Leid der Welt zu lindern, sondern um
Schaden von Deutschland abzuwenden und um sein Nutzen zu mehren.
Erklären Sie uns, wie sie dies mit der Grenzöffnung geleistet haben!
Sie haben die Gefahren unterschätzt, die mit dieser Entscheidung
verbunden waren. Die Gegner dieser Entscheidung haben Sie mit dem Satz
erpresst "Das wäre nicht mein Land". Drei Jahre sind vergangen seit
Beginn der Krise, auch viel Zeit seit den Ereignissen von Köln und dem
Anschlag von Berlin, und es liegen immer noch keine Konzepte vor, wie
Ihre Regierung mit diesen Phänomenen umgehen kann. Sie haben sowohl die
Flüchtlinge als auch die Aufnahmefähigkeit Ihrer eigenen Bevölkerung
falsch eingeschätzt. Sie haben sich auf die Einschätzung von Beratern
und Studien verlassen, die die Lage nur kleinreden oder beschönigen und
haben sich nie mit den Kritiker Ihrer Flüchtlingspolitik ernsthaft
auseinandergesetzt. Sie und Ihre Berater sahen sich als die Guten und
der Rest war Dunkeldeutschland. Einer Dame, die Ihnen von Ihrer Angst
vor den Entwicklungen erzählte, sagten Sie, sie solle häufiger in die
Kirche gehen und mehr Weihnachtslieder singen. Ist das alles, was ein
Bürger von seiner Kanzlerin in Zeiten der Unsicherheit hören will?
Wir erwarten von Ihnen, Frau Bundeskanzlerin, klare Konzepte, damit sich
das Leid von den Opfern von Berlin, Kandel, Freiburg, Wiesbaden und
anderswo nicht noch einmal wiederholt, und damit sich das Land nicht
weiterhin spaltet. Wenn Sie diese Konzepte nicht haben, dann zeigen Sie
Größe und übergeben Sie die Verantwortung an jemanden der es kann! Sie
waren und sind nicht alternativlos!
Zum Facebook-Post von Hamed Abdel-Samad gelangen Sie hier.
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